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Cadillac Seville


Cadillac Seville war die Bezeichnung mehrerer Pkw-Modellserien des Automobilherstellers Cadillac, die zwischen Frühjahr 1975 und Ende 2003 hergestellt wurden.
Die Seville-Serie waren vergleichsweise kompakte Luxusfahrzeuge, die kleiner als die Fahrzeuge der DeVille-Baureihe waren, gleichzeitig aber zu erheblich höheren Preisen angeboten wurden. Sie waren technisch jeweils mit anderen Konzernfahrzeugen verwandt, sollten aber durch individuell gezeichnete Karosserien den Eindruck der Eigenständigkeit erwecken.

Eldorado Seville (1956-1960)

In den 1950er-Jahren bezeichnete der Name Seville die Hardtop-Version des Cadillac Eldorado.

Seville (1975-1980)

Hintergrund

Die erste Baureihe des Cadillac Seville wurde im Mai 1975 eingeführt. Mit ihr reagierte General Motors auf das zunehmende Interesse der amerikanischen Kundschaft an kompakten Luxusfahrzeugen. Äußerer Anlass hierfür war die Ölkrise zu Beginn der 1970er-Jahre. Sie hatte in den USA zu einer Hinwendung zu kleineren, sparsamen Fahrzeugen geführt, die mangels einheimischer Alternativen in erster Linie aus Europa und aus Japan importiert wurden.
Anfänglich waren kompakte Importmodelle nur im unteren Preissegment erfolgreich; zunehmend gelang es aber den Importeuren, auch den hochpreisigen Bereich zu besetzen. Hier waren es in erster Linie deutsche Hersteller, die mit technisch hochwertigen Fahrzeugen wie dem Mercedes-Benz "Strich Acht" und dem BMW E3 Erfolge erzielten. Amerikanische Hersteller hatten dem zunächst nichts entgegenzusetzen. General Motors erkannte als erster der großen drei amerikanischen Automobilkonzerne einen potentiellen Markt für einheimische Modelle. Diese Lücke wurde ab 1975 mit dem Cadillac Seville gefüllt, der 50 cm kürzer und nahezu 450 kg leichter war als die Fullsize-Modelle der DeVille-Baureihe und in seinen Dimensionen damit annähernd der US-Version der zeitgenössischen S-Klasse von Mercedes-Benz entsprach. Der Seville konnte sich ungeachtet seines sehr hohen Preises gut auf dem amerikanischen Markt etablieren, ohne freilich den deutschen Importfahrzeugen den Rang abzulaufen.
Zwei Jahre später zogen Ford und Chrysler mit dem Lincoln Versailles bzw. dem LeBaron nach. Sie waren allerdings bei weitem nicht so erfolgreich wie der Cadillac Seville. Das war im Wesentlichen auf den Umstand zurückzuführen, dass sowohl der Lincoln als auch der Chrysler nur geringfügig abgewandelte Mittelklassemodelle waren, deren Verwandtschaft mit den Basismodellen ohne weiteres zu erkennen war. Der Cadillac Seville hingegen war ein jedenfalls äußerlich komplett eigenständiges Modell, das keine erkennbaren Beziehungen zu preiswerteren Konzernfahrzeugen zu haben schien.
Die Bezeichnung Seville geht auf die spanische Stadt Sevilla zurück. General Motors hatte ursprünglich erwogen, Cadillacs kleines Fahrzeug "Leland" (nach Henry Martin Leland, dem Gründer der Marke) zu benennen. Davon wurde allerdings bald Abstand genommen, da befürchtet wurde, dass viele der jüngeren Käufer den Namen nicht würden zuordnen können bzw. stattdessen eine unerwünschte Assoziation zu dem britischen Automobilhersteller British Leyland herstellen würden.
Erwogen wurde auch, den Namen LaSalle wieder aufleben zu lassen, unter dem in den 1930er- und 1940er-Jahren die preiswerteren Modelle Cadillacs vermarktet worden waren. Auch diese Idee wurde nicht umgesetzt; angeblich hatte der Name LaSalle das "Image eines Verlierers".

Modellgeschichte

Bei der Entwicklung des Cadillac Seville hatten die Ingenieure die Vorgabe, auf bestehende konzerneigene Komponenten zurückzugreifen. Anfänglich wurde erwogen, den "Baby Cadillac" vom Opel Diplomat abzuleiten, der in seiner hochwertigsten Ausstattungsstufe von einem amerikanischen Achtzylindermotor angetrieben wurde. Allerdings wurde dieses Fahrzeug nicht in die Vereinigten Staaten importiert, sodass eine Verwendung deutscher Komponenten den aufwändigen Neuaufbau der Teileversorgung in den USA erfordert hätte. Aus Kostengründen konnte diese Lösung daher nicht realisiert werden. Stattdessen wurde die X-Plattform von General Motors als Basis herangezogen, die seit 1968 in Fahrzeugen wie dem Chevrolet Nova verwendet wurde. Diese Basis wurde umfangreich überarbeitet; insbesondere das Fahrwerk und die Bremsen wurden im Hinblick darauf angepasst, dass der kleine Cadillac mit deutschen Fahrzeugen konkurrieren sollte.
Bei Testfahrten kamen Beobachter zu dem Ergebnis, dass der Seville das "beste Fahrverhalten eines Cadillac seit Menschengedenken" an den Tag legte: Zwar käme der Seville nicht an das Fahrverhalten eines Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 heran, allerdings sei er auch deutlich preiswerter.
Als Antrieb diente zunächst ein 5,7 Liter (350 Kubikzoll) großer Achtzylindermotor, der von Oldsmobile zugeliefert wurde. Das Triebwerk war serienmäßig mit einer elektronischen Benzineinspritzung ausgestattet und leistete 180 PS.
Mit Beginn des Modelljahrs 1978 war alternativ ein gleich großer Dieselmotor lieferbar, der ebenfalls von Oldsmobile hergestellt wurde und 120 PS abgab. Das Triebwerk litt unter erheblichen Zuverlässigkeitsproblemen und wurde nur selten bestellt. Die Kraftübertragung erfolgte serienmäßig durch eine Dreigangautomatik.
Anders als im Fall der späteren Konkurrenten von Lincoln und Chrysler, erhielt der Seville eine gänzlich eigenständige Karosserie. Die Linien waren im Gegensatz zu den ausladenden Formen der DeVille-Baureihe geradflächig und schnörkellos. Allein der typische Kühlergrill mit verchromten Gittern ("Eggcrate-grille" oder Eierkastengrill) stellte einen Bezug zur Marke Cadillac her. In den ersten zwei Jahren war der Seville ausschließlich mit einem Vinyl-bezogenen Dach lieferbar. Der Überzug sollte eine Schweißnaht im Metallaufbau verbergen, die dadurch entstand, dass das Dach aus zwei getrennt hergestellten Komponenten zusammengefügt wurde: Der vordere Dachteil entsprach den preiswerten Modellen der X-Bodies, während der hintere Dachteil exklusiv für den Seville hergestellt wurde. Da viele Kunden vom Vinyldach Abstand nehmen wollten, sah sich Cadillac gezwungen, ab 1977 ein neues, in einem zusammenhängenden Stück gepresstes Dach für den Seville herzustellen, das eine Lackierung in Wagenfarbe zuließ.
Der Cadillac Seville gehörte zu den teuersten Automobilen amerikanischer Produktion. Bei seiner Vorstellung lag der Preis der Basisversion bei 12.500 $. Er war damit - abgesehen von der mit langem Radstand versehenen Cadillac Seventy-Five-Limousine - der teuerste Cadillac. Diese Stellung behielt er bis zum Ende seiner Produktion bei.
Im Laufe der Jahre entstanden neben der Basisversion einige Sondermodelle, die zu weit höheren Preisen verkauft wurden:
  • Hierzu gehört der Cadillac Seville Elegante, der ab 1978 angeboten wurde. Er zeichnete sich durch eine nahezu vollständige Serienausstattung aus und war äußerlich an einer Zweifarblackierung zu erkennen.

  • 1979 offerierte Cadillac zudem einen Seville Gucci, der eine hochwertige Lederausstattung aufwies und äußerlich an einem Vinylbezug zu erkennen war, der sich über die C-Säule erstrecke. Die Umbauarbeiten wurden nachträglich im Werksauftrag von einem in Miami ansässigen Unternehmen durchgeführt. Der Preis für den Seville Gucci lag bei 23.000 $. Er war damit 9.000 $ teurer als der Cadillac Seville in seiner Basisversion.

Verbreitung

Die erste Serie des Cadillac Seville war ein erfolgreiches Automobil. Zwar erreichte die Produktion in keinem Jahr auch nur annähernd das Niveau der Fullsize-Modelle DeVille und Fleetwood Brougham. Allerdings war der Seville nahezu 50 Prozent teurer als die Standardmodelle. In fünf Jahren stellte Cadillac über 215.000 Exemplare des Seville her.
Im ersten Produktionsjahr wurden 16.355 Fahrzeuge hergestellt, 1976 entstanden 43.772 Fahrzeuge. 1977 konnte Cadillac 45.060 Sevilles herstellen. Das erfolgreichste Modelljahr war 1978, als nahezu 57.000 Fahrzeuge produziert wurden. Im letzten Produktionsjahr wurden noch einmal 53.487 Fahrzeuge hergestellt.
Im Iran wurde das Modell von 1977 bis 1980 vom Unternehmen Iran General Motors unter dem Modellnamen Cadillac Civil montiert.

Seville (1980-1985)

Der Seville der zweiten Generation wies ein deutlich auffälligeres Design auf als sein Vorgänger, wovon vor allem die Heckpartie polarisierte. Dieser Seville besaß Frontantrieb und entsprach unter dem Blech weitgehend dem damaligen Cadillac Eldorado. Die Einführung begann im Herbst 1980.
Sie war von Wayne Cady geschaffen worden und sollte dem scheidenden General Motors-Chefdesigner William Mitchell ein Denkmal setzen. Die hintere Dachlinie fiel stark ab. Zugleich war der Kofferraum nach der Art britischer Oberklasselimousinen gleichsam aufgesetzt. Cady zitierte dabei bewusst ein Gestaltungsmerkmal, das auf das britische Karosseriebauunternehmen Hooper zurückging. Das Design war umstritten, wirkte aber in der US-Oberklasse vorübergehend stilbildend - sowohl der Lincoln Continental des Jahres 1982 als auch der 1981 eingeführte Chrysler Imperial verfügten über ähnlich gezeichnete Heckpartien. Unterstützt wurde die ungewöhnliche Linienführung des Seville durch eine Zweifarbenlackierung. Angeboten wurde der Seville mit einem 5,7-l-Diesel-V8 (78 kW, 1980-1985), dem hauseigenen 6,0-l-V8 (104 kW, nur 1980), der sogenannten V8-6-4-Variante des Sechsliters (108 kW, nur 1981), Cadillacs neuem 4,1 l-V8 (93-101 kW, 1982-1985) und einem ebenfalls 4,1 Liter großen V6 von Buick (93 kW, 1981/82).
Technische Neuerungen wie die elektrische Kofferraum-Zuziehhilfe oder der elektronische Tacho unterstrichen Cadillacs Status als Innovationsführer, der anfällige V8-6-4-Motor, bei dem die Zylinderabschaltung den Benzinverbrauch senken sollte, scheiterte indes an technischen Problemen und wurde nach nur einem Jahr wieder aus dem Programm genommen.
Vom Seville der zweiten Generation verließen 198.000 Stück die Bänder.

Seville (1985-1991)

Zum Herbst 1985 hatte sich der Seville grundlegend verändert. Hier sei die konservative Form mit wuchtigem Heck und steiler Heckscheibe genannt. Dazu war die gesamte Karosserie noch kompakter geworden. Dies wurde dadurch möglich, dass der Seville das erste Serienauto der Welt mit quer eingebautem V8-Motor war. Hubraum und Leistung dieser dritten Seville-Generation wuchsen ständig; auf den 4,1 l-V8 der 1986/1987 (97 kW) folgte 1988/1989 ein 4,5-l-V8 mit 115 kW, der 1990 auf 135 kW gebracht wurde, und schließlich 1991 ein 4,9-l-V8 mit 149 kW.
Ab 1988 war der Seville mit dem Sport-Touring-Sedan-Paket (kurz STS) lieferbar, das mit strafferem Sportfahrwerk für eine bessere Straßenlage sorgte und beim Nachfolger den Status einer eigenständigen Modellvariante erlangte. Der amerikanischen Klientel war der auf gut 4,80 m geschrumpfte Seville wohl eine Nummer zu klein; der Absatz schrumpfte weiter auf insgesamt 142.000 Exemplare.

Seville (1991-1997)

Der Seville der vierten Generation wuchs beträchtlich, auf 519 cm, und präsentierte sich mit einem sehr modernen, europäisch anmutenden Karosseriedesign. Mit diesem Modell wollte Cadillac das Bild von der Marke modernisieren. Das Design des Wagens basiert auf der 1988 vorgestellten Studie Cadillac Voyage.
Im Programm standen die Versionen Seville Luxury Sedan (kurz SLS), die 1992/93 noch von dem bekannten 4,9-l-V8 mit 149 kW (203 PS), 1994 bis 1997 von einer 204 kW (278 PS) starken Variante des Northstar-V8 angetrieben wurde, und der Seville Touring Sedan (STS) mit dem 149-kW-Triebwerk (nur Modelljahr 1992) bzw. dem 4,6-l-Northstar, der hier auf 224 kW (304 PS) kam. Besonderes Kennzeichen dieser Seville-Generation war der Frontantrieb mit einer automatischen Sperre, die dem Fahrzeug mit der hohen Motorleistung sehr gute Fahreigenschaften im Winter verlieh. Die Sitzposition konnte deswegen für eine Limousine ungewöhnlich tief gehalten werden. In der Caddy-Hierarchie galt der Seville mit einer Länge von 5,18 Metern als Kompaktwagen, deswegen wirkte er fast europäisch. Ausstattungsmerkmale wie selbst einschaltende Scheinwerfer, automatisch lösende Fußfeststellbremse, selbst schließender Kofferraum, automatisch abblendender Innenspiegel zählten schon damals zu den Grundausstattungen eines Cadillac Seville.
In Europa wurde der Seville wegen seiner Ausmaße mit gängigen Oberklasselimousinen verglichen und wegen der möglichen hohen Autobahngeschwindigkeit nur in der stärksten und bestausgestatteten Version STS angeboten. Diese verfügte über ein verstärktes Getriebe sowie Ölkühler für Motor, Getriebe und Servolenkung. Die schwächere Version SLS mit weniger Ausstattung und einer Abregelung bei 200 km/h wurde gerne "grau" importiert. Der Seville hatte aber gegen die Verkaufszahlen der deutschen Konkurrenz (Mercedes-Benz S-Klasse, BMW 7er) nie eine Chance. In Nordamerika hingegen, preislich oberhalb des Cadillac DeVille positioniert, konnte er beachtliche Verkaufserfolge vorweisen.
Vom Seville der vierten Generation produzierte Cadillac insgesamt 247.000 Exemplare.

Seville (1997-2003)

Im Spätsommer 1997 präsentierte Cadillac einen neuen Seville, der technisch mit dem Oldsmobile Aurora verwandt war. Äußerlich ähnelte das neue Modell stark seinem Vorgänger, wartete aber mit einer Fülle von Änderungen an Technik und Fahrwerk auf. Erneut standen ein SLS und ein STS im Angebot, 205 bzw. 224 kW stark. Von Anfang an erhielten beide Seville-Modelle das aktive Fahrwerk Magneticride.
Die Fertigung des STS wurde im Mai 2003 eingestellt, während die des SLS im Dezember 2003 endete. Sein Nachfolger war der von Frühjahr 2005 bis Mitte 2011 hergestellte Cadillac STS mit Hinterradantrieb.

Einzelnachweise

Quellen

  • Flammang, James M./Kowalke, Ron: Standard Catalog of American Cars 1976-1999. Krause Publications, Iola 1999. ISBN 0-87341-755-0


Quelle: Wikipedia

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